Die seit einigen Jahren stark angestiegenen Angriffe auf Geflüchtete, aber auch die zunehmenden gegen ehrenamtliche HelferInnen und PolitikerInnen gerichteten Übergriffe und Bedrohungen zeigen deutlich, dass die kontinuierliche Beschäftigung mit dem Thema „rechte Gewalt“ dringend notwendig ist. Daher hatte der Runde Tisch gegen Rassismus Dachau e.V. Andrea Röpke zu einem Vortragsabend im Ludwig-Thoma-Haus eingeladen, bei dem sie ihr kürzlich erschienenes Jahrbuch zur Rechten Gewalt vorgestellt hat.
Seit über zwei Jahrzehnten forscht die Diplom-Politologin und freie Fachjournalistin Andrea Röpke zur extremen Rechten und wurde für ihre journalistischen Recherchen bereits mehrfach ausgezeichnet. In ihren Vorträgen warnt Röpke regelmäßig vor den Gefahren von Neonazis und gewalttätigen Rassisten.
Zu Beginn ihres Vortrags erläuterte die Referentin die Erhebungskriterien der Opferstatistik ihres Jahrbuchs und ging anschließend anhand von ausgewählten Beispielen auf die rechte Gewalt in Bayern ein. Danach widmete sich Röpke rechten Gewalttaten in Gesamtdeutschland und wies darauf hin, dass es noch immer viel zu häufig vorkomme, dass rechte Taten nicht als solche erkannt werden. So geht das Bundeskriminalamt von 75 Todesopfern rechter Gewalt seit der Wiedervereinigung in Deutschland aus, während es nach Recherchen von Nichtregierungsorganisationen und JournalistInnen tatsächlich mindestens 158 (also mehr als doppelt so viele) sind und zusätzlich 22 Verdachtsfälle bestehen. Besorgniserregend ist laut Röpke auch, dass mittlerweile immer mehr Personen Gewalttaten verüben, die nicht der rechten Szene angehören. Sie stimmt daher dem Befund des Rechtsextremismusforschers der Hochschule Düsseldorf Fabian Virchow zu, der in dieser Entwicklung eine „Entgrenzung“ rechter Gewalt sieht.
Anschließend zitierte Röpke aus ihrem Buch vier eindrückliche Beispiele rechter Gewalttaten. Darunter befinden sich nicht nur das bundesweit bekannte Messerattentat auf die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker, sondern auch wenige bekannte Taten wie ein Überfall auf die Kirmesgesellschaft in dem thüringischen Dorf Ballstädt. Dort stürmten Neonazis im Stile eines Rollkommandos das Treffen der Gesellschaft und hinterließen zehn teils schwer verletzte Personen.
Zwischen der Präsentation der einzelnen Beispiele erläuterte Röpke ausführlich, wer die Protagonisten der „rechten Hassbewegung“ sind, und machte deutlich, dass vor allem Pegida und seine Ableger dabei eine Schlüsselrolle spielen. Sie ging in diesem Zusammenhang auch ausführlich auf die so genannten „Reichsbürger“ ein und erläuterte, wie rechtsextreme Parteien Initiativen gegen Geflüchtetenunterkünfte initiieren, um auf breitere Zustimmung der ortansässigen Bevölkerung für ihre Anliegen zu stoßen. Im Anschluss an die Fallbeispiele betonte Röpke, dass die Rolle der Sozialen Netzwerke bei der Radikalisierung von GewalttäterInnen nicht zu unterschätzen sei, da sich die NutzerInnen z.B. bei Facebook in einer Filterblase bewegten. Diese erzeuge ein verzerrtes Bild der Realität, bei der gegenteilige Informationen kaum noch durchdringen könnten. Danach ging die Referentin noch auf die Profiteure von Hetze und Rechtsruck ein.
Zum Abschluss ihres Vortrags stellte Röpke Projekte und Ansprechpartner gegen Rechts vor, damit sich die ZuhörerInnen selbst informieren und engagieren können. In der anschließenden Diskussionsrunde beantwortete Röpke sie noch zahlreiche Fragen aus dem Publikum, u.a. nach der Art der Berichterstattung in der Presse über Rechtspopulismus im Allgemeinen und rechte Gewalttaten im Besonderen.
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