Dachau soll eine lebens- und liebenswerte Stadt sein, weltoffen, sozial, tolerant und menschenfreundlich, frei von Gewalt, Antisemitismus und jeglicher Form von Rassismus und Diskriminierung.
Kein Platz für Rassismus – Dachauer zeigen Zivilcourage
Bei der Erreichung dieses Zieles nimmt die Dachauer Gastronomie und Geschäftswelt eine Schlüsselrolle ein. Sie kann im Ernstfall durch eine angemessene Reaktion bis hin zur Ausübung ihres Hausrechts bzw. entsprechender Zutrittsverweigerung der Verbreitung von rassistischem Gedankengut den öffentlichen Raum entziehen.
Die Gastronomie und Geschäftswelt in Dachau zeigt Zivilcourage gegen Neonazis und Rassisten.
Wir sagen Nein zu Intoleranz und Rassismus, die das friedliche Zusammenleben der verschiedenen Kulturen in Dachau stören.
Hintergrund:
Dachau ist eine weltoffene Stadt, in der Menschen verschiedenster Herkunft friedlich und freundschaftlich zusammenleben. Viele Einwohner gehen in Dachau gern aus, weil sie sich hier wohl fühlen. Auch ein Teil der jährlich etwa 800.000 Besucher der KZ-Gedenkstätte verbringt vor oder nach ihrem dortigen Besuch Zeit in Dachau. Diese Besucher sind von der Atmosphäre der wunderschönen Altstadt und ihrem Schloss begeistert. Zahlreiche Cafés, Gaststätten, Kneipen und Biergärten leisten ihre Dienste, damit Einheimische, Gäste und Touristen hier ihre Freizeit genießen können. Leider wird diese Idylle immer wieder jäh gestört (näher dazu siehe unten). Die Initiative „Kein Platz für Rassismus – Dachauer zeigen Zivilcourage“ wendet sich gegen Werbung für und Praktizierung von Rassismus unter den Gästen und Kunden von Gastronomiebetrieben und Geschäften nach dem Vorbild der Regensburger Kampagne „Keine Bedienung für Nazis“. Sie vereint die Zivilgesellschaft, informiert, sensibilisiert und gibt den Betriebsinhabern Hilfestellungen für einschlägige Situationen.
Anlass:
Zunächst einige aktuelle Beispiele rassistischer, insbesondere rechtsradikaler Aktivitäten in Dachau.
Das selbstverwaltete Jugend- und Kulturzentrum Freiraum wird seit einiger Zeit immer wieder Ziel von Vandalismus, Aufkleber-Aktionen mit Motiven des neonazistischen Kameradschaftsdachverbands „Freies Netz Süd“ sowie verbotener Organisationen, wie z.B. der „Kameradschaft Aachener Land“. Ende 2013 wurde im Briefkasten des Freiraums ein Päckchen mit der Aufschrift „Letzte Warnung“ gefunden. Laut Polizei handelte es sich bei dessen Inhalt um ein Tierorgan. Des Weiteren wurde die Fassade des Freiraum im Februar 2014 umfangreich mit Parolen wie „Judenschweine“, „NSU“, „NS“, „Anti-Antifa“, „White Power“, „Wir kriegen euch alle“ und mehreren Hakenkreuzen beschmiert. Doch bei solchen Schmierereien bleibt es nicht. An der „Langen Tafel“ und auf dem Dachauer Volksfest wurden schon mehrmals Dachauer Jugendliche verbal und zum Teil handgreiflich angegangen.
Auf dem Dachauer Volksfest trafen sich über die Jahre immer wieder Mitglieder der Münchner Rechtsrockband „Feldherren“ samt deren Anhang und in einschlägiger Kleidung, die dort ungestört ihr Bier tranken. Zudem wurde Anfang 2014 in einer Kneipe in der Dachauer Altstadt Vanessa Becker angetroffen, eine Kandidatin der aus dem Neonazi-Umfeld stammenden „Bürgerinitiative Ausländerstopp“ (BIA), die dort keinen Hehl aus ihrer Gesinnung machte und offen über ihr menschenverachtendes Weltbild sprach. Am selben Abend begrüßten sich Bekannte von Vanessa Becker vor der Kneipe in aller Öffentlichkeit mit dem Hitlergruß.
Am 12.4.2014 fand in Dachau die erste Neonazikundgebung seit Jahrzehnten statt. Das „Freie Netz Süd“ (FNS), bzw. deren Nachfolgeorganisation „Der Dritte Weg“, wollte für einen Aufmarsch in Plauen werben. Unter den 30 Neonazis befanden sich sieben hochrangige Nazikader aus München, Schwaben und Niederbayern. Zwei von ihnen sind verurteilte Rechtsterroristen. Das war sicherlich nicht der letzte Versuch einer Sammlung.
Der Zusammenschluss der Zivilgesellschaft gegen die Gefahr, die von rechtsextremen und anderen rassistischen Organisationen ausgeht, ist enorm wichtig: Als Schutz unseres demokratischen Gemeinwesens, aber auch als Schutz für besonders marginalisierte Gruppen in unserer Gesellschaft.
Was kann passieren, und was können wir tun?
Neonazistische und andere rassistische Gruppen, Parteien oder Bürgerinitiativen halten beispielsweise Mitgliederversammlungen und Stammtische sowie Schulungen, Konzerte uvm. ab. Dafür benötigen sie Räume bzw. Säle in Gaststätten oder Hotels, in letzter Zeit gerade auch in Süddeutschland. Gastronominnen und Gastronomen fällt also eine große Verant wortung zu, denn es ist deren Entscheidung, wem sie ihre Räume überlassen. Oftmals werden solche Veranstaltungen als Vereinstreffen, Jubiläums-, Geburtstags- oder Hochzeitsfeiern getarnt.
Aber es ist besonders wichtig und oft schon ausreichend, wenn auf rassistische Ausfälle gegen andere Anwesende oder auch allgemeiner Natur in den Räumlichkeiten eines Betriebs angemessen und unverzüglich reagiert wird. Die Kampagne „Kein Platz für Rassismus – Dachauer zeigen Zivilcourage“ will helfen, solche Aktivitäten zu erkennen und dagegen anzugehen. Ein detailliertes Dossier hierzu wird in Kürze fertiggestellt und allen Interessierten zur Verfügung gestellt werden.