Mitteilung: Vorstand bestätigt. Neuer Merch!

Die Mitglieder des Runden Tisches gegen Rassismus Dachau haben ihren Vorstand für weitere zwei Jahre im Amt bestätigt. Mit großer Freude präsentieren (im Bild v.l.n.r.) Schatzmeisterin Feliza Ceseña sowie die Sprecher Fabian Handfest und Peter Heller die neuen T-Shirts und Taschen des Vereins mit Öko-Label. Für seine intensive Arbeit trifft sich der Runde Tisch alle zwei Monate im Plenum und zählt mittlerweile über 120 Mitglieder. Darunter befinden rund 50 Institutionen, die die breite Verankerung der Werte des Runden Tisches gegen Rassismus in der hiesigen Gesellschaft verdeutlichen.

Mahnwache für Lesbos/Moria – Der Runde Tisch macht auf humanitäre Krisensituation in Flüchtlingslager aufmerksam

Unter dem Motto „Ohne Hilfe, keine Hoffnung!“ organisierte der Runde Tisch am Samstag, den 17.10, eine Mahnwache, um auf die humanitäre Krisensituation in Lesbos aufmerksam zu machen. Nach den Brand im Flüchtlingslager Moria befinden sich die Menschen in einer akuten Notlage. Die Gewitter nehmen zu, der Winter naht und die Nächte werden kälter. Sie alle brauchen dringend sofortige Hilfe und Unterstützung!

Die Mahnwache stellt eine Art „Performance“ da, die zum Nachdenken anregen soll und gleichzeitig geltende Corona-Regeln erfüllt. Hierbei wurde eine Person durch Regenschirme „abgeschirmt“, sodass sie/er im Kreis eingekesselt ist. Wie im Flüchtlingslager gibt es kein Vor und Zurück. Passanten waren eingeladen mit ihren Regenschirmen mitzumachen. Die eingekesselte Person hielt aktuelle Bilder der Lager und Aufforderungen hoch, wie z.B. „Hin- anstatt wegschauen“, „Menschen schützen – nicht Grenzen“ , um verstärkt auf die dortige Notlage hinzuweisen. Diese und ähnliche Aufforderungen wurden auch mit abwaschbarer Sprühkreide auf den Gehweg im Bereich der Mahnwache gesprüht.

Wir bedanken uns sehr bei allen Beteiligten, die mit uns ein Zeichen für mehr Solidarität und schnelle humanitäre Hilfe gesetzt haben – für jeden Menschen!

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„Die Abwertung von Menschen mit Behinderung – Erscheinungsformen und Gegenmaßnahmen“ – Bericht zum Vortrag von Dr. Sigrid Arnade vom 07.12.2017

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Im Rahmen der 2. Veranstaltungsreihe 2017 „Ideologien und ihre Feindbilder“ des Runden Tisch gegen Rassismus Dachau e.V. fand am 07.12.2017 in Kooperation mit der pfiff gGmbH und der Caritas-Kontaktstelle für Menschen mit Behinderung Dachau ein Vortrag mit dem Thema „Die Abwertung von Menschen mit Behinderung – Erscheinungsformen und Gegenmaßnahmen“ statt. Die Veranstaltung wurde mit Mitteln des BMFSFJ im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben! Aktiv gegen Rechtsextremismus, Gewalt und Menschenfeindlichkeit“ gefördert.

Frau Dr. Sigrid Arnade vermittelte den rund 40 Besucher*innen im Ludwig-Thoma-Haus sehr anschaulich, wie Menschen mit Behinderung noch immer mit zahlreichen Benachteiligungen konfrontiert sind, die ihr Leben zum Teil erheblich beeinträchtigen.

Die Referentin, Geschäftsführerin der Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland e.V. gab zunächst einen Überblick über die Diskriminierung behinderter Menschen im Wandel der Zeit. Lange galt behindertes Leben als „lebensunwert“ und wird selbst bis heute oft als minderwertig betrachtet. Das Leben von Menschen mit Behinderung ist bis heute von Fremdbestimmung geprägt.

Nach der Euthanasie des Naziterrors entstand in den 50er/60er-Jahren ein System der entmündigenden Fürsorge in dem andere entschieden, was „gut“ für die/den „Behinderte*n“ ist.

Anfang der 80er Jahre engagierten sich Menschen mit Behinderung immer stärker politisch. Diese Bewegung mündete 1993 in einen UN-Sonderbericht von Leandro Despouy, der weltweite Menschenverletzungen an Menschen mit Behinderung feststellte und beschrieb. Zwangsweise Heimunterbringung und Sonderbeschulung, Benachteiligung durch nicht barrierefreie Verkehrsmittel und Wohnungen, nicht barrierefreie Kultureinrichtungen, wie z.B. Kinos oder Restaurants, fehlende Assistenz im Krankenhaus, hohe Arbeitslosenquote trotz guter Bildung und Weiteres wurde hier aufgezählt.

Die UN-Behindertenrechtskonvention (BRK), die 2006 verabschiedet wurde, läutete einen Paradigmenwechsel ein und betonte das Recht auf Gleichbehandlung von Menschen mit Behinderung auf der ganzen Welt. Die Bundesrepublik Deutschland erkannte die definierten Rechte ohne Vorbehalte an und unterschrieb 2009 die BRK, wodurch sie sich verpflichtete, diese umzusetzen.

Ziel ist es nun, anstatt des medizinisch definierten Modells von Behinderung, welches sich durch individuelle Defizite im körperlichen, seelischen und geistigen Bereich ausdrückt, das soziale Modell von Behinderung als Bemessens-Grundlage anzuerkennen. Gesellschaftliche Bedingungen behindern Menschen mit einer Beeinträchtigung. Das menschenrechtliche Modell will weit mehr als nur Antidiskriminierung. Es fordert eine grundsätzliche wertschätzende Haltung, aktive Schritte des Staates zur Teilhabe aller, unabhängig von individuellen Beeinträchtigungen.

Nach einer Definition von Diskriminierung und einer Darstellung der verschiedenen Formen, erläuterte Frau Arnade verschiedene Möglichkeiten, Barrierefreiheit für alle umzusetzen und angemessene individuelle Vorkehrungen für Einzelpersonen zu treffen, um Menschen mit Einschränkungen eine uneingeschränkte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen.

Zum Schluss ihres Vortrages gab die Referentin noch ein deutliches Statement zum herrschenden Ableismus, der die alltägliche Reduktion eines behinderten Menschen auf seine Beeinträchtigung beschreibt, ab. Sie bezog sich hier sowohl auf die damit verbundene Abwertung (wegen der Beeinträchtigung), aber auch Aufwertung (trotz der Beeinträchtigung) von Menschen mit Behinderung.

Als Gegenstrategie forderte die Referentin das Schaffen und Einhalten von internationalen und nationalen Rechten und Gesetzen gegen Diskriminierung von Menschen mit Beeinträchtigungen. Personen mit Beeinträchtigungen und deren Angehörige sind gefordert, an Diskussionen teilzunehmen, für ihre Rechte zu demonstrieren sowie gegebenenfalls den Rechtsweg zu beschreiten.

Im Anschluss an den Vortrag wurde intensiv diskutiert, wie Inklusion umgesetzt werden kann und welche Erfahrungen die Besucher*innen zum Vortragsthema im Alltag machen. Um eine Gesellschaft ohne Diskriminierung zu schaffen, sind noch viele Schritte zu gehen. Mit der Behindertenrechtskonvention ist der Weg dafür aber schon vorgezeichnet.

„Die Entstehung von Feindbildern und wie man sie überwinden kann“ – Bericht zum Vortrag von Dr. Markus Fath vom 05.10.2017

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„Was ist das wesentliche Element eines Feindbildes?“ – fragt Dr. Markus Fath die Anwesenden seines Vortrags. Niemand kommt auf die richtige Antwort und schließlich erklärt er dem Plenum: „Man weiß nicht, dass man eines hat“. Das ist aufgrund der Komplexität von Feindbildern eine Erkenntnis aus dem Vortrag von Dr. Markus Fath zum Thema „Die Entstehung von Feindbildern und wie man sie überwinden kann“. Diesen hat der Runde Tisch gegen Rassismus Dachau e.V. mit Unterstützung des BMFSFJ im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben! Aktiv gegen Rechtsextremismus, Gewalt und Menschenfeindlichkeit“ am 05. Oktober 2017 im Jugendzentrum Dachau Süd veranstaltet.

Der Referent war viele Jahre wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Fakultät für Psychologie und Pädagogik der Ludwig-Maximilians-Universität München, wo er sich im Rahmen seiner Forschungen zu Gewalt und Gewaltlosigkeit intensiv mit der Konstruktion und Überwindung von Feindbildern auseinandergesetzt hat. Faht präsentiert in seinem Vortrag typische Elemente von Feindbildern, zu denen beispielweise eine negative Bewertung zählt. Diese zeichnet sich dadurch aus, dass bei einer anderen Person vorrangig oder gar ausschließlich die negativen Aspekte wahrgenommen oder dessen Eigenschaften negativ gedeutet werden. Ein weiteres typisches Feindbildelement ist der „Doppelte Standard“, bei dem ein und dasselbe Verhalten unterschiedlich bewertet wird, je nachdem, wer es zeigt. So wird z.B. die eigene Aggression als Tapferkeit, die des Anderen als Grausamkeit wahrgenommen. Anschließend zeigt der Referent auf, dass zwei Sichtweisen zentral für die Entstehung- oder Nicht-Entstehung von Feindbildern sind. Bei der ersten Sichtweise handelt es sich um die „dämonische Sicht“. Diese ist z.B. durch eine negative Bewertung, Entmenschlichung, Empathieverweigerung sowie durch die Suche nach simplen Lösungen gekennzeichnet. Bei der „tragischen Sichtweise“ wird dagegen z.B. Leiden als ein wesentlicher und unausweichlicher Teil des Lebens gesehen und damit die Suche nach simplen Lösungen abgelehnt. Außerdem kommt es nicht zu einer Entmenschlichung und Empathieverweigerung. Ausgehend von diesen beiden Sichtweisen macht Fath deutlich, dass eine sehr komplexe Wahrnehmung und Interpretation auch unter schwierigen Bedingungen ein stabiles und friedliches Zusammenleben mit dem/den Anderen ermöglicht. Bei einer sehr eingeschränkten, reduzierten und stark fokussierten Wahrnehmung und Interpretation des/der Anderen sei der äußere Friede, den man mit diesem/n wahrt, hingegen höchst instabil.

Im Anschluss an den Vortrag des Referenten gibt noch eine Diskussionsrunde, an der sich die Anwesenden intensiv beteiligen und zu weiteren Aspekten der Feindbildkonstruktion und –überwindung austauschen.

„Alte Feindbilder – neue Demagogen: Vom Antisemitismus zum antimuslimischen Kulturrassismus“ –Bericht zum Vortrag von Prof. Dr. Wolfgang Benz vom 08.08.2017

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Im Rahmen der 2. Veranstaltungsreihe 2017 „Ideologien und ihre Feindbilder“ des Runden Tisches gegen Rassismus Dachau e.V. wurde am 8. August 2017 Prof. Dr. Wolfgang Benz in das Max-Mannheimer-Haus Dachau eingeladen. Dort hielt der renommierte Antisemitismus-, Vorurteils- und NS-Forscher einen Vortrag mit dem Titel „Alte Feindbilder – neue Demagogen: Vom Antisemitismus zum antimuslimischen Kulturrassismus“. Die Veranstaltung fand mit Unterstützung des BMFSFJ im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben! Aktiv gegen Rechtsextremismus, Gewalt und Menschenfeindlichkeit“ statt und erfolgte in Kooperation mit der Internationalen Jugendbegegnung Dachau, die sich vom 29.07. bis 11.08.2017 im Max-Mannheimer-Haus traf.

Die allgemeine Frage, die sich laut Prof. Benz zunächst stellt, ist die, ob Muslim- und Judenfeindschaft überhaupt in einem Atemzug genannt werden dürfen. Hier sei die Problematik, dass antisemitische Aussagen im Allgemeinen verpönt und geächtet werden, während Kritik an der muslimischen Kultur in der Regel als erlaubt gilt. Um diesen Umstand zu ändern sei es laut Benz nötig, die Antisemitismusforschung aufzubrechen und zur allgemeinen Rassismusforschung zu erweitern.

Die Ursachen für die feindlichen Aussagen gegenüber Muslimen basieren schließlich ebenso auf negativen Stereotypen, dem Schüren von Angst sowie der Ethnisierung von sozialen Problemen einer Gesellschaft wie es bereits bei den judenfeindlichen Äußerungen im Dritten Reich der Fall war. Durch gezielte Verallgemeinerung und Projektion obiger Probleme auf eine bestimmte Personengruppe werde so ein Kulturrassismus geschaffen, der verschiedenste Bevölkerungsschichten in Deutschland anspricht.

So seien die Methoden von Rechtspopulisten klar auf Provokation ausgelegt. Dabei seien durchaus auch Anzeichen von Antisemitismus zu vernehmen. Letztlich werde der Stammtisch in die Öffentlichkeit getragen, wobei Fremdenfeindlichkeit und Hass gegen Flüchtlinge einen essentiellen Teil des Programms von rechtspopulistischen Parteien ausmacht und ihre Radikalität verdeutlicht.

„Chronik des Hasses – Vorstellung des Jahrbuchs Rechte Gewalt“ – Bericht zum Vortrag von Andrea Röpke vom 26.01.2017

Die seit einigen Jahren stark angestiegenen Angriffe auf Geflüchtete, aber auch die zunehmenden gegen ehrenamtliche HelferInnen und PolitikerInnen gerichteten Übergriffe und Bedrohungen zeigen deutlich, dass die kontinuierliche Beschäftigung mit dem Thema „rechte Gewalt“ dringend notwendig ist. Daher hatte der Runde Tisch gegen Rassismus Dachau e.V. Andrea Röpke  zu einem Vortragsabend im Ludwig-Thoma-Haus eingeladen, bei dem sie ihr kürzlich erschienenes Jahrbuch zur Rechten Gewalt vorgestellt hat.

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