„Alte Feindbilder – neue Demagogen: Vom Antisemitismus zum antimuslimischen Kulturrassismus“ –Bericht zum Vortrag von Prof. Dr. Wolfgang Benz vom 08.08.2017

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Im Rahmen der 2. Veranstaltungsreihe 2017 „Ideologien und ihre Feindbilder“ des Runden Tisches gegen Rassismus Dachau e.V. wurde am 8. August 2017 Prof. Dr. Wolfgang Benz in das Max-Mannheimer-Haus Dachau eingeladen. Dort hielt der renommierte Antisemitismus-, Vorurteils- und NS-Forscher einen Vortrag mit dem Titel „Alte Feindbilder – neue Demagogen: Vom Antisemitismus zum antimuslimischen Kulturrassismus“. Die Veranstaltung fand mit Unterstützung des BMFSFJ im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben! Aktiv gegen Rechtsextremismus, Gewalt und Menschenfeindlichkeit“ statt und erfolgte in Kooperation mit der Internationalen Jugendbegegnung Dachau, die sich vom 29.07. bis 11.08.2017 im Max-Mannheimer-Haus traf.

Die allgemeine Frage, die sich laut Prof. Benz zunächst stellt, ist die, ob Muslim- und Judenfeindschaft überhaupt in einem Atemzug genannt werden dürfen. Hier sei die Problematik, dass antisemitische Aussagen im Allgemeinen verpönt und geächtet werden, während Kritik an der muslimischen Kultur in der Regel als erlaubt gilt. Um diesen Umstand zu ändern sei es laut Benz nötig, die Antisemitismusforschung aufzubrechen und zur allgemeinen Rassismusforschung zu erweitern.

Die Ursachen für die feindlichen Aussagen gegenüber Muslimen basieren schließlich ebenso auf negativen Stereotypen, dem Schüren von Angst sowie der Ethnisierung von sozialen Problemen einer Gesellschaft wie es bereits bei den judenfeindlichen Äußerungen im Dritten Reich der Fall war. Durch gezielte Verallgemeinerung und Projektion obiger Probleme auf eine bestimmte Personengruppe werde so ein Kulturrassismus geschaffen, der verschiedenste Bevölkerungsschichten in Deutschland anspricht.

So seien die Methoden von Rechtspopulisten klar auf Provokation ausgelegt. Dabei seien durchaus auch Anzeichen von Antisemitismus zu vernehmen. Letztlich werde der Stammtisch in die Öffentlichkeit getragen, wobei Fremdenfeindlichkeit und Hass gegen Flüchtlinge einen essentiellen Teil des Programms von rechtspopulistischen Parteien ausmacht und ihre Radikalität verdeutlicht.