2. Veranstaltungsreihe 2017 – Ideologien und ihre Feindbilder

Mi 26.07.2017 – Damian Groten: „ReichsbürgerInnen in Bayern und Dachau – eine unterschätzte Gefahr?“

Bereits seit den 1970er Jahren leugnen VertreterInnen der radikalen Rechten in Deutschland die völkerrechtliche Legitimität und Souveränität der Bundesrepublik und propagieren an ihrer Stelle vermeintliche Alternativstaaten oder ein ungebrochenes Fortbestehen des untergegangenen Deutschen Reiches. In den letzten zwei Jahrzehnten haben derartige Narrative auch außerhalb des Kerns des rechtsradikalen Spektrums vermehrt Anklang gefunden und erfahren eine zuvor ungekannte Verbreitung.

Eine stetig wachsende Zahl von Menschen erkennt den deutschen Staat sowie dessen Normen, Gesetze und Bedienstete nicht an und widersetzt sich ihnen nach Kräften. Der Vortrag von Damian Groten gibt einen Einblick in den aktuellen Zustand des Reichsbürger-Spektrums in Bayern sowie in Dachau und beleuchtet Ideologie, Erscheinungsformen, Vernetzung sowie Aktionsfelder.

Infos zum Referenten: Damian Groten ist Mitarbeiter der Fachinformationsstelle Rechtsextremismus München und beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit der ReichsbügerInnenszene in Bayern.

Referent: Damian Groten
Ort: Ludwig-Thoma-Haus (Erchana-Saal), Augsburgerstr. 23
Beginn: 20:00 Uhr

Di 08.08.2017 – Prof. Dr. Wolfgang Benz: „Alte Feindbilder – neue Demagogen: Vom Antisemitismus zum antimuslimischen Kulturrassismus“

Als Lehre aus dem Holocaust ist Judenfeindschaft in Deutschland verpönt und geächtet. Aber ungehemmt werden Vorurteile gegen andere Minderheiten artikuliert, insbesondere gegen Muslime. Islamfeindschaft dient rechtsextremen und rechtspopulistischen Parteien als Bindekitt völkischer, nationalistischer, reaktionärer und fremdenfeindlicher Emotionen. Antimuslimischer Rassismus hat lange Traditionslinien, die als „Islamkritik“ aus der Angst vor Migranten neu genährt und von Demagogen geschürt werden. In dem Vortrag von Prof. Dr. Wolfgang Benz, der im Rahmen der Internationalen Jugendbegegnung Dachau stattfindet, werden Erkenntnisse der Ressentimentforschung präsentiert. Diese sind hilfreich, um Mechanismen der Ausgrenzung von Minderheiten zu verdeutlichen. Ein Vergleich der Muslimfeindschaft mit Antiziganismus oder Antisemitismus hilft, die Strukturen der Diskriminierung zu erkennen. Alle Anstrengungen, aus der Erfahrung des Holocaust zu lernen, wären vergeblich, wenn anstelle der Juden andere Gruppen stigmatisiert würden.

Infos zum Referenten: Prof. Dr. Wolfgang Benz ist Historiker und einer der international renommiertesten Forscher auf dem Gebiet der Antisemitismus-, Vorurteils und NS-Forschung. Er lehrte von 1990 bis 2011 an der Technischen Universität Berlin und war dort Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung.

Referent: Prof. Dr. Wolfgang Benz
Ort: Max-Mannheimer-Haus, Roßwachtstr. 15
Beginn: 20:00 Uhr

Do 05.10.2017 – Dr Markus Fath: „Die Entstehung von Feindbildern und wie man sie überwinden kann“

Konflikte sind ein fester und unvermeidbarer Bestandteil des menschlichen Lebens und Zusammenlebens. Die Eskalation von Konflikten hingegen ist keineswegs unvermeidbar. Dabei spielen bestimmte Denkmuster eine wesentliche Rolle, die uns permanent im Alltag begegnen und die wir nur selten als das erkennen, was sie sind: stereotype und wirklichkeitsferne Feindbilder. Der Vortrag wird die Möglichkeit bieten sich für die Wahrnehmung dieser subtilen Denkmuster und die damit einhergehenden schleichenden Gefahren der Eskalation zu sensibilisieren. Auf diesem Wege werden Ansätze aufgezeigt, wie man der Entstehung von Feindbildern vorbeugen und zur Überwindung bestehender Feindbilder beitragen kann.

Info zum Referenten: Dr. Markus Fath ist seit über 15 Jahren in der Gewaltforschung tätig und hat zahlreiche internationale und interdisziplinäre Veröffentlichungen und Vorträge zur gesamten Breite der Thematik beigetragen. Er hat 10 Jahre an der LMU München gelehrt und ist inzwischen für QualityMinds u.a. als Konfliktberater und Dozent aktiv.

Referent: Dr. Markus Fath
Ort: Jugendzentrum Dachau-Süd, Klagenfurter Platz 1
Beginn: 19:00 Uhr

Do 07.12.2017 – Dr. Sigrid Arnade: „Die Abwertung von Menschen mit Behinderung – Erscheinungsformen und Gegenmaßnahmen“

Ob im Gesundheitswesen, der politischen Arbeit oder im Alltag – Menschen mit Behinderung sind noch immer mit zahlreichen Benachteiligungen konfrontiert, die ihr Leben zum Teil erheblich beeinträchtigen. Zudem werden sie nicht selten auf ihre Beeinträchtigung reduziert, was mit einer  Abwertung (aufgrund ihrer Beeinträchtigung) oder einer Aufwertung (trotz ihrer Beeinträchtigung) einher geht und Ableismus genannt wird. Dadurch machen Menschen mit Behinderung dieselbe Erfahrung, wie beispielsweise Personen mit Migrationshintergrund, die rassistisch diskriminiert und nicht als gleichberechtigtes Gegenüber wahrgenommen werden. Dr. Sigrid Arnade zeigt in ihrem Vortrag anhand von Fallbeispielen das Konzept, die Mechanismen und die Folgen von Ableismus auf. Außerdem macht sie deutlich, wie der Staat, aber auch jede und jeder Einzelne diesem Phänomen der Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit entgegenwirken kann.

Info zur Referentin: Dr. Sigrid Arnade ist Geschäftsführerin der Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland e. V. – ISL und hat bereits zahlreiche Publikationen über die Abwertung von Menschen mit Behinderung veröffentlicht.

Referent: Dr. Sigrid Arnade
Ort: Ludwig-Thoma-Haus (Erchana-Saal), Augsburgerstr. 23
Beginn: 19:00 Uhr

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